Geschichte

Zur Geschichte des Künstlerhauses und des Bezirksverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler Karlsruhe e.V.

Der legendäre Frankfurter Künstlerkongress, der 1971 in der Paulskirche stattfand, gilt als Startschuss für den BBK-Bundesverband. Dort verkündete man unter dem Motto „Mehr Solidarität zum gemeinsamen Handeln“ den Zusammenschluss vieler regionaler Berufsverbände. Seitdem wurde erreicht, dass die Belange der Künstler*innen auf verschiedenen Ebenen in der Öffentlichkeit besser beachtet und berücksichtigt werden. Zur Stärkung der Urheberrechte wurde 1968 die VG Bild-Kunst in Frankfurt geschaffen. Ein wichtiges Ziel war die Durchsetzung einer Künstlersozialversicherung, die 1983 mit der Gründung der Künstlersozialkasse gelang. Seit 1992 gibt es den gemeinnützigen Förderverein „Kulturwerk des BBK“. 1980 wurde in Bonn die Stiftung Kunstfonds als gemeinnütziger Verein etabliert.

Die ersten regionalen Berufsverbände Bildender Künstler wurden schon kurz nach dem zweiten Weltkrieg geschaffen. 1953 schloss sich der Bund deutscher Landesberufsverbände Bildender Künstler als lockere Vereinigung zusammen. Ende der 60er Jahre machte sich in einigen Regionalverbänden die Aufbruchsstimmung breit, die den Weg für den Kongress in Frankfurt ebnete.

FOTO

Karlsruher Künstler*innenvereinigungen

In Karlsruhe entstand ein früher Künstlerverein schon Mitte der 1850er Jahre aus Studenten und Lehrenden der Großherzoglich Badischen Kunstschule Karlsruhe, die 1854 vom späteren Großherzog Friedrich I. von Baden gegründet worden war. Erster Direktor war der Düsseldorfer Landschaftsmaler Johann Wilhelm Schirmer. Die am Anfang regen Aktivitäten des Vereins schliefen wieder ein. Deswegen wurde 1874 der „Verein bildender Künstler zu Carlsruhe“ erneut gegründet.

Wieder traten Künstler und Architekten ein, ein Großteil der Professoren der Kunstschule und auch Studenten. Außerdem gab es „außerordentliche“, eher elitäre Mitglieder, die nicht „eine der bildenden Künste“ ausübten: Oberregierungsräte, Ingenieure, Bankiers, Fabrikanten, Kaufleute und eine Reihe angesehener Karlsruher Persönlichkeiten. Der größte Teil der Karlsruher Bevölkerung blieb wegen der hohen Aufnahmegebühr ausgeschlossen. Auch Frauennamen waren jahrzehntelang nicht zu finden.

Für die Mitglieder und Gäste wurde ein regelmäßiges Programm von Veranstaltungen an unterschiedlichen Orten organisiert: in der alten Festhalle oder in Gasthäusern wie dem „Café Museum“ oder dem „Krokodil“. Es gab Kostümbälle, Ausflüge, Theateraufführungen, Konzerte, Kinderbälle, Festspiele, Vorträge, Familien- und auch „Herrenabende“, es existierte sogar eine eigene Musik-Kapelle. Jährliche Dreikönigsbälle, Redoute-Feste zur Faschingszeit, eine „Bauernkerwe“.

Das Publikum bestand fast nur aus den wohlhabenden adligen und bürgerlichen Kreisen der großherzoglichen Residenz und die Veranstaltungen mussten hohen Erwartungen entsprechen. Motto-Veranstaltungen wie „Völkerwanderung nach den Deutschen Südseeinseln“, „Drei Tage im Morgenlande“, „Drei Tage in Monte Carlo“ wurden mit für diese Zeit auffallend hohem finanziellen Aufwand durchgeführt. „ […] Plakate und Einladungen mußten den hohen Erwartungen, die ein gehobenes Publikum an die krause und üppige Künstlerphantasie stellte, gerecht werden. Die Karlsruher Künstlerschaft um 1900 verstand es so, mit einem großen, zur Schau gestellten Selbstbewußtsein eine elitäre Rolle zu spielen.“ (Helmut Goettl, Mirko Heipek: Vorwort. Traumziel Künstlerhaus. In Ausst.kat.: „Um 1900. Das alte Karlsruher Künstlerhaus„, Karlsruhe, Künstlerhaus-Galerie 19.03. – 26.04.1987, S. 7.)

Das gesellschaftliche Anliegen des „Verein bildender Künstler zu Carlsruhe“ war ausschließlich das Organisieren von Veranstaltungen. Andere kulturpolitische Ziele verfolgte man nicht, keine berufsständischen oder soziale im Sinne der Künstler. Die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten wurden nicht für Ausstellungen der Arbeiten ihrer Künstler-Mitglieder genutzt.

Nach 35 Jahren hatte der Verein ein beträchtliches Vermögen angehäuft und kaufte 1909 das Palais Berckholtz*, das seinen Bedürfnissen entsprechend umgebaut wurde. Im Erdgeschoss wurde ein Rondellsaal eingerichtet, oben ein Künstlerzimmer, ein Vorstands- und ein Spielzimmer. 1912 wurde ein Saalbau in der Sophienstraße angebaut, dessen untere Räume an einen Restaurant-Betreiber verpachtet wurden.**

Jüdische Mitbürger waren ab den 30er Jahren zunehmend unerwünscht. Bis September 1935, als die Nürnberger Gesetze in Kraft traten, erklärten 24 Personen ihren Austritt. Drei von ihnen kamen durch den Holocaust ums Leben. In der Nacht vom 26. zum 27. September 1944 wurde das Künstlerhaus von Bomben schwer getroffen und brannte ab.

Im Februar 1949 eröffnete der Verein in den Räumen, die nicht zerstört waren, wieder ein Restaurant. Geplant war, einen Teil der Ruinen abzutragen und entlang der Karlstraße ein Hotel mit 70 Betten zu bauen. Die Stadt bot den Tausch des Grundstücks am Karlstor mit einem anderen am Nordrand des Stadtparks an. Der Verein wollte auf die Innenstadtlage nicht verzichten und lehnte ab. Das Richtfest des neuen Gebäudes fand im September 1955 statt. Allerdings war das Projekt im Frühjahr 1956 schnell zuende: überzogene Kosten, ein annullierter Pachtvertrag, andere erhebliche finanzielle Schwierigkeiten und andere Unstimmigkeiten – der Verein stand vor dem Konkurs, der nur noch durch die Übernahme des Objekts durch die Stadt Karlsruhe abzuwenden war. Die lehnte ab und so ging das gesamte Anwesen in die Zwangsversteigerung.

Man geht „wohl nicht fehl in der Annahme, dass die Stadtverwaltung dann mit von der Partie sein wird. Sie wird dann, wenn nicht alles täuscht, erheblich billiger bekommen, was man ihr vorher zum Normalpreis angeboten hatte. Der Preis für diesen finanziellen Gewinn der Stadt ist freilich sehr hoch und in Zahlen nicht auszudrücken: es ist die Auflösung einer Vereinigung, die einmal das kulturelle Leben der Stadt entscheidend mitgetragen hat.“ (BNN vom 30. 6. 1956) Der Verein bildender Künstler selbst bestand weiter, seine Sitzungen fanden im Badischen Kunstverein statt.

FOTO

Der Berufsverband bildender Künstler Baden, Karlsruhe

Neben dem Verein gab es noch eine Vereinigung bildender Künstler. Der kommissarische Oberbürgermeister Josef Heinrich berief daraus 1945 einen Arbeitsausschuss, der von der amerikanischen Militärregierung bestätigt wurde. Im April 1948 bewirkte der Verband bildender Künstler Baden beim Amtsgericht seine Eintragung in das Vereinsregister. Etwa die Hälfte der Künstler hatte auch dem Verein Bildender Künstler angehört oder gehörte ihm noch an. 1958 änderte sich die Bezeichnung des Verbandes in „Berufsverband Bildender Künstler Baden, Karlsruhe“.

Schon zu dieser Zeit wurde die Notwendigkeit gesehen, einen Berufsverband auf Landesebene zu gründen, doch dieser Schritt wurde erst 1972 realisiert. Siegfried Schenkel, der 1972 den Vorsitz des Berufsverbandes Karlsruhe übernommen hatte, forderte bei der Gründungsversammlung „die soziale Sicherung der Mitglieder, den Ausbau der Berufsrechte, die bundeseinheitliche Regelung der Zwei-Prozent-Klausel (Kunst am Bau), die Eingliederung in die Erwachsenenbildung, die Aktivierung der Arbeit in den Regional-Verbänden und den Ausbau von verbandseigenen Ausstellungsräumen.“

Der Weg zum eigenen Haus im Dörfle

Angesichts ihrer als Missachtung empfundenden Situation breitete sich bei den jungen bildenden Künstler*innen Anfang der 70er Jahre ein neues Selbstbewusstsein aus. Die Möglichkeiten, Ausstellungen in eigener Verantwortung durchzuführen, waren sehr beschränkt. Außerdem gab es viel zu wenige Ateliers. Auch die Einrichtung einer Druckwerkstatt war nicht zufriedenstellend, es stand lediglich eine Werkstatt für Lithografie und Radierung in der Röntgenstraße 6 zur Verfügung.

Siegfried Schenkel setzte sich gemeinsam mit HK Bast und Peter Wilke für die Schaffung eines neuen Künstlerhauses ein, was er auch mehrere Jahre lang im Kulturausschuss des Gemeinderates der Stadt Karlsruhe einbrachte. Es wurden mehrere öffentlichkeitswirksame Maßnahmen durchgeführt, darunter eine Podiumsdisskussion im DGB-Haus und eine im Haus des Süddeutschen Rundfunks, eine Straßenaktion mit Unterschriftenlisten. Mehrere Gespräche mit Vertretern der Stadtratsparteien, mit dem Stadtdirektor und dem Oberverwaltungsrat hatten zum Ziel, bei der Bevölkerung und auf Gemeinderatsebene Rückhalt und Unterstützung für das neue Künstlerhaus zu erhalten.

Schenkel argumentierte im Vorwort des Katalogs zur Ausstellung „Qualität des Lebens“ 1976 im Foyer des Badischen Staatstheater, dass sich die Kunst nicht isoliert von der Gesellschafft entwickeln darf und sah die Gefahr, dass die Manipulation des Kunstmarkts verhindert, dass sich größere Bevölkerungsgruppen mit bildender Kunst auseinandersetzen können. In einer 1974 fertig gestellten Untersuchung über die berufliche und soziale Lage von Künstler*innen, die im „Künstler-Report“ veröffentlicht wurde, wurde berichtet, dass sich höchstens ein Fünftel derjenigen, die eine künstlerische Ausbildung abgeschlossen hatten, noch „im weiteren Bereich der bildenden Kunst beruflich tätig“ war.

Eine berufsständische Vertretung mit einem eigenen Künstlerhaus wurde in der zweiten Hälfte der 70er Jahre jetzt auch durch die Stadt Karlsruhe aktiv unterstützt. Die Berufsverbände Mannheim, Freiburg und Stuttgart verfügten zu der Zeit bereits über eigene Künstlerhäuser.

Vor dem Einzug in den heutigen Standort musste der Bezirksverband mehrmals umziehen: von den engen räumlichen Verhältnissen in der Karlstraße 28 1973 in die Blumenstraße 11, in der kurz zuvor ein Attentat auf die nahe gelegene Bundesanwaltschaft scheiterte. 1977 zog der Verband vorübergehend in die Brunnenstraße 38 ein, bevor er im September 1979 in der gleichen Straße einige Häuser weiter die Einweihung des neuen Künstlerhaus feiern konnte. Die beiden damaligen Vorsitzenden Siegfried Schenkel und Gerold Bursian sahen 1979 die Chance, „Werke vorzustellen, die von dem Angebot der bestehenden Kunstmarkt-Institutionen nicht oder sehr selten abgedeckt werden. Sie werden im Rahmen der Künstlerselbstverwaltung die Öffentlichkeit finden“.

Das Künstlerhaus beherbergt auf einer Fläche von 452 m² eine Galerie für Ausstellungen, Werkstätten für Lithografie, Siebdruck, Radierung, Keramik, einen Zeichensaal und eine Kellerbar.

Der Malerinnenverein & Der Bund Badischer Künstlerinnen

Unter dem Protektorat von Großherzogin Luise wurde 1885 in der Bismarckstraße 41 eine Malerinnenschule gegründet. Frauen war der Zugang zur Kunstschule verwehrt, auch in der seit 1878 bestehenden Kunstgewerbeschule, sie mussten Privatunterricht bei Akademielehrern nehmen. Erst 1919 änderte sich die Situation mit dem Inkrafttreten der Weimarer Verfassung. Eine kurze Meldung des Badischen Kultusministeriums verweist im November 1919 darauf, dass von nun an auch Frauen zur Akademie zugelassen seien.

1893 wurde ein Malerinnenverein gegründet. Künstlerinnen aus Karlsruhe und auch aus anderen Städten konnten Mitglied werden, auch traten Ehefrauen von ortsansässigen Künstlern als „Kunstfreundinnen“ bei. Neben Ausstellungen und anderen künstlerischen Veranstaltungen fanden das ganze Jahr gut besuchte Feste statt. Die Ausstellungen fanden im Badischen Kunstverein oder im Bibliothekssaal des Badischen Frauenvereins statt. Der Malerinnen pflegten Kontakte zu ähnlichen Institutionen, zu „Schwestervereinen“.

Zu einer Delegiertenversammlung in Berlin 1908, bei der die Schaffung eines Verbandes aller Künstlerinnenvereine Deutschlands und Österreichs endgültig diskutiert werden sollte, gingen die Karlsruher Malerinnen mit abschlägigem Bescheid. Die Generalversammlung der Karlsruher Malerinnen konnte sich nicht mehrheitlich dafür entscheiden.

Der Verein verstand sich nicht als Vorkämpfer der Frauenbewegung. Das zeigte sich auch 1912 bei einer Sitzung, als die Mannheimer Bildhauerin Eugenie Kaufmann einen Zusammenschluss der badischen Künstlerinnen vorschlug. Der Vorstand des Karlsruher Vereins lehnte diese Pläne als zu weitgehend ab.

Einige Mitglieder wollten jedoch den Dachverband und gründeten im Herbst 1912 in Karlsruhe den Bund Badischer Künstlerinnen (BBK). Darunter waren die ortsansässigen Malerinnen Dora Horn-Zippelius , Alice Proumen und Erna von Parseval aus Baden-Baden. Sitz und die Geschäftsführung des Bundes war in Mannheim bei der ersten Vorsitzenden Eugenie Kaufmann, im Vorstand für Karlsruhe und Baden waren Dora Horn-Zippelius und Erna von Parseval. In der Jury waren Alice Trübner, Alice Proumen und Edith Weck aus Mannheim. Im Mai 1913 beteiligte sich der Bund mit acht Bildern an der „Esposizione internazionale femminile di Belle Arti“ in Turin innerhalb der deutschen Abteilung. Die erste große Ausstellung seiner Mitglieder zeigte der BBK im Mai 1915, also schon im Krieg. Die in den Räumen des Badischen Kunstvereins untergebrachte Werkschau fand starke Beachtung und wurde anschließend noch in anderen deutschen Kunstvereinen gezeigt.

Der Karlsruher Künstlerbund

Die Künstlergemeinschaft wurde nach heftigen Auseinandersetzung im Karlsruher Künstlerbund am 25. April 1896 gegründet. Vorstand waren der Akademieprofessor Graf Leopold von Kalckreuth und der Maler Friedrich Kallmorgen. Zu den Mitgliedern zählten unter anderen Gustav Kampmann, Karl Biese, Jenny und Otto Fikentscher sowie Hans Richard von Volkmann. Der Künstlerbund ermöglichte den Mitgliedern die Teilnahme an wichtigen Ausstellungen im In- und Ausland. Außerdem wurde die lithographische Produktion ausgebaut, um Künstlern Erwerbsmöglichkeiten und Bürgern Zugang zu preisgünstigen, künstlerisch hochwertigen Werken zu verschaffen.

Der Künstlerbund Baden-Württemberg wurde am 7. Februar 1955 in Karlsruhe gegründet. Die erste Ausstel­lung wurde am 2. April 1955 in der Staat­li­chen Kunsthalle Baden-Baden eröffnet. Die Initiative dazu ging zunächst vom sogenann­ten Rat der Zehn aus. Mit Willi Baumeister, Otto Dix, Erich Heckel, Ida Kerkovius und anderen gehörtem diesem Gremium gleich­be­rech­tigt je fünf Künst­le­rin­nen und Künstler aus Baden und aus Württem­berg an, die ihre öffent­li­che Anerken­nung vor der Machter­grei­fung der Natio­nal­so­zia­lis­ten errungen hatten und somit einer älteren Generation entstamm­ten. In der Nachkriegs­zeit sollte mit dem Zusam­menschluss zu einer Künst­ler­ver­ei­ni­gung nicht nur die seinerzeit umstrit­tene politische Einheit der beiden Landes­teile veran­schau­licht werden. Vielmehr galt es ebenso auch die Gleich­be­rech­ti­gung und Vielfalt unter­schied­li­cher künst­le­ri­scher Ausdrucks­s­tile, zwischen Abstrak­tion und Gegen­ständ­lich­keit, zu betonen.

* Gabriel Leonhard von Berckholtz war ein baltischer Geschäftsmann, der mit seiner Familie 1825 ins Ausland auswanderte und sich nach Jahren des Reisens 1833 in Karlsruhe niederließ. Dort kaufte er ein 1825–27 von Friedrich Arnold erbautes Anwesen in der Karlstraße 26, ein weiteres danebengelegenes in der Sophienstraße 2 sowie ein Grundstück zwischen Sophien- und Kriegsstraße, das – ab 1850 als Park gestaltet – bald zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zählte. Berckholtz’ jüngste Tochter Alexandra (1821–1899) war Porträt- und Stillebenmalerin. Das Palais wurde Mittelpunkt eines Salons, in dem Künstler, Literaten, Wissenschaftler, Sänger, Schauspieler und sogar die badische Großherzogin Sophie ein- und ausgingen. Alexandra porträtierte zahlreiche dieser Gäste, darunter die Prinzessin Alexandrine von Baden.

**Um das Geschehen zu veranschaulichen, hier ein Zitat aus dem 1925 erschienenen Roman „Die versunkene Stadt“ von Albert Geiger, in dem ein ganzes Kapitel dem Künstlerhaus in Karlsruhe gewidmet war:

„Es wurde in den Restaurationsräumen wacker geschlemmt. Ein Zimmer, das von seinen architektonischen Verzierungen den Titel: das Schafskopf-Zimmer trug, war für die Offiziere reserviert. Daneben sah man in den anderen Zimmern, als die vom Wirt begehrtesten Gäste, reiche Rentiers, Kaufleute und Fabrikanten, meistens von auswärts mit dem Automobil gekommen. Dann jüngere Juristen und Mediziner, Richter, wohlangesehene Ärzte, Professoren der Hochschle, auch höchste Beamte – dazwischen Korpsstudenten mit gutem Wechsel – junge Ausländer, die in den größeren Kaufmannsgeschäften der Stadt tätig waren. – Im Buffetzimmer saßen die Künstler, die hier am bequemsten auf einer Seitentreppe von den Künstlervereinsräumen herabkommen konnten. Ein reicher Damenflor zierte die mit venezianischen Lüstres glänzend beleuchteten Räume. Wenn abends die Zigeunermusik fiedelte, Geplauder, Gelächter die kleinen Zimmer mit einer einzigen Woge von lebhafter Unterhaltung erfüllte, der Duft guter Speisen und feiner Zigarren die Luft würzte, die Sektpfropfen knallten: so konnt man in der Tat mit stolzgeschwelltem Herzen meinen: Dingsdahausen [Karlsruhe, Anm. d. V.] habe da ein Restaurant, um das es jede Großstadt beneiden dürfe. […] Die ältere Künstlergeneration hielt sich dem Treiben in den Restaurationsräumen fern. Ihrem Ideal von künstlerischem Zusammenleben mochte dieser Mischmasch wenig behagen. Ein Teil der jüngeren Künstler dagegen schwamm teils auf eigene Kosten, teils als blinde Passagiere in den Vergnügungsbooten zahlender Gäste fröhlich durch den laulichten Strudel dieses Nachtlebens. Nicht eben zu ihrem Vorteil.“

Quellen:

25 Jahre Künstlerhaus Karlsruhe 1979–2004. Ein Rückblick von Elke Schneider. Hrsg: BBK Karlsruhe

Karlsruher Frauen 1715–1945, Eine Stadtgeschichte. Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band 15. Herausgegeben von Heinz Schmitt unter Mitwirkung von Ernst Otto Bräunche

„Frauen an deutschen Kunstakademien im 20. Jahrhundert. Ausbildungsmöglichkeiten für Künstlerinnen ab 1919 unter besonderer Berücksichtigung der süddeutschen Kunstakademien“. Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg, vorgelegt von Anne-Kathrin Herber

© Katrin Lautenbach